Reaktivierung von Grabensystemen bei Geinsheim
Neues Wasser für eine alte Kulturlandschaft
Nördlich von Geinsheim, zwischen Neustadt und Speyer gelegen, durchfließt der Speyerbach das Naturschutzgebiet Lochbusch-Königswiesen. Südlich des eigentlichen Bachlaufs durchzieht ein kilometerlanges Grabensystem die von Grünland geprägte Landschaft: es ist das Gebiet der ehemaligen Wiesenbewässerungsgenossenschaft Geinsheim.
In den letzten Jahrzehnten verfielen die Auslassbauwerke, die Gräben trockneten aus und typische Tier- und Pflanzenarten der Feuchtgebiete verschwanden. Ehemals vorhandene Brutvorkommen der Bekassine oder des Großen Brachvogels sind längst verschwunden.
Die von Martin Grund vom NABU Neustadt vorangetriebene Idee war das Grabensystem wieder mit dem Speyerbach zu verbinden. Mit den Genehmigungsbehörden wurden in zahlreichen Gesprächen und Ortsterminen die Voraussetzungen abgeklärt und genehmigungsfähige Konzepte entwickelt. Im Vorfeld hat der NABU Neustadt, voran Ulrich Fischer, das komplette Gebiet höhenvermessen. Auf Grundlage dieser Daten stimmte die Wasserbehörde einem Probebetrieb zu, bei dem man wertvolle praktische Erfahrungen sammeln konnte. Nach der endgültigen Genehmigung konnten im Rahmen des Projektes Lebensader Oberrhein ab 2013 Maßnahmen umgesetzt werden, die eine dauerhafte Beschickung des Grabensystems ermöglichen. Jährlich können jetzt mehr als 500 Millionen Liter Wasser in das über 10 km lange Grabensystem und die damit verbundenen Lebensräume geleitet werden. Es handelt sich um einen vor ca. 200 Jahren stillgelegten Bachlauf, Überflutungsgebiete, Wässer- und Stromtalwiesen sowie Bruch- und Sumpfwälder, die zu den ökologisch wertvollsten Flächen und Lebensräumen im Projektgebiet von Lebensader Oberrhein zählen.
Gemeinsam für Mensch und Natur
Die herausragende Bedeutung des Projekts für den Naturschutz wurde von allen Akteuren und Entscheidungsträgern schnell erkannt. Die Maßnahmen finden eine breite Unterstützung bei behördlichen und verbandlichen Naturschützern. Die Wiederbelebung des Grabensystems kann der Startpunkt für weitere Maßnahmen sein, die mit Akteuren in der Region umgesetzt werden können. Im östlichen Teil des Grabensystems wird durch das Projekt ein optimales Wassermanagement naturschutzfachlich sehr wertvoller Überflutungsflächen (u.a. Eigentum des NABU Rheinland- Pfalz) und Bruchwälder ermöglicht. Damit wird auch die Arbeit des Naturschutzverbands GNOR unterstützt, der dort mit der Anlage zahlreicher Tümpel sehr erfolgreich ist. Auch von der Landwirtschaft kommt Unterstützung, da auch für sie die zunehmende Trockenheit des Gebietes zum Problem wird. Für Naherholung und Naturerleben bringen die Maßnahmen an vielen Stellen Verbesserungen. Aktive Unterstützung gibt es seit Jahren vom Golfclub Pfalz. Von einer stabilen Wasserführung in den alten Grabensystemen und der damit verbundenen Stabilisierung der stillen Wasserbereiche profitieren sowohl die Golferinnen und Golfer, als auch die Natur.
In den nächsten Jahren sollen weitere Projekte des NABU erfolgen, damit das Gebiet als überregional bedeutsamer „Hotspot der Artenvielfalt“ gestärkt wird. Ein zukünftig möglicher Ansatz könnte die Reaktivierung der historischen Wiesenbewässerungsgenossenschaft Geinsheim auf der Grundlage der aktuellen Bedürfnisse von Natur und Landwirtschaft werden.
Flyer zur Maßnahme „Reaktivierung ehemaliger Be- und Entwässerungsgräben bei Geinsheim“ (Anklicken vergrößert):
Flyer zum Download:
Interaktive Karte zum Projekt Geinsheim
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