Dritter Erfahrungs­aus­tausch zur Ver­meh­rung sel­tener Pflanzenarten (14.11.2017)

Vortrag von Frau Professor Dr. Annette Otte
Vortrag von Frau Professor Dr. Annette Otte

Ex-situ-Kultivierung & Wieder­an­sied­lung heimischer Wildpflanzen im Oberrheingebiet

Am 14. November 2017 fand der III. NABU-Erfahrungsaustausch zum Thema Ex-situ-Kultivierung und Wiederansiedlung heimischer Wildpflanzen im Oberrheingebiet statt. Veranstaltungsort war – wie schon bei den zwei vorausgegangenen Austauschtreffen – die Grüne Schule im Botanischen Garten der Universität Mainz.

Nach einer kurzen Begrüßung durch Robert Egeling, den Leiter des Projektes Lebensader Oberrhein – Naturvielfalt von nass bis trocken, und die Koordinatorin der Pflanzenvermehrungsstation des NABU Rheinland-Pfalz, Daniela Schaefer-Krolla, folgte eine kurze Vorstellungsrunde aller 45 Teil­nehmer­(innen). Die Runde setzte sich überwiegend aus Vertreter(inne)n botanischer Gärten sowie universitärer und staatlicher Einrichtungen naturschutzfachlicher Orientierung zusammen.

Die acht Vorträge des Treffens boten viel Interessantes. Den Anfang machte Daniela Schaefer-Krolla mit aktuellen Informationen aus der Pflanzenvermehrungsstation des NABU Rheinland-Pfalz: Neben dem Umzug der „Arche“ waren dies vor allem die Kultivierungserfolge 2016 und 2017 sowie erste Kartierungsergebnisse vorausgegangener Auspflanzungen.

Im Anschluss referierte Uwe M. Barth, Botanischer Garten der Stadt Frankfurt/Main, über praktische Erfahrungen mit Wiederansiedlungen im Rahmen des Projektes „Erhaltungskulturen gefährdeter Wildpflanzen, für die Hessen besondere Verantwortung trägt“ und stellte insbesondere dar, welche Akteure für eine erfolgversprechende Renaturierungsmaßnahme mit „ins Boot“ geholt werden müssen.

Frau Professor Dr. Annette Otte, Universität Gießen, zog zum Thema „Perspektiven und Grenzen bei der Renaturierung von Auenwiesen“ das Fazit, dass die Methode der Mahdgutübertragung eine sehr effiziente und kostengünstige Methode der Grünlandrenaturierung darstelle und durch die gezielte Anpflanzung einzelner Pflanzenarten sinnvoll ergänzt werden könne.

Anschließend stellte Dr. Andreas Titze, Direktor des Botanischen Gartens der Universität Marburg, sein neues Projekt „Urbanität & Vielfalt – Naturschutz zum Anfassen und Mitmachen“ vor, dessen Ziel es ist, mit Hilfe naturinteressierter Bürger(innen) regionale Wildpflanzen zu kultivieren, um diese im Freiland (wieder-)anzusiedeln. Zudem soll durch das Projekt ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, wie existentiell wichtig der Erhalt der biologischen Vielfalt ist.

Der Kustos des Botanischen Gartens der Universität Potsdam, Dr. Michael Burkart, legte in seinem Vortrag „Das Überleben sichern – Erhaltungskulturen in botanischen Gärten“ u.a. dar, dass botanische Gärten „weltweit herausragende Akteure für die Erhaltung der biologischen Vielfalt [sind], und zwar im wissenschaftlichen, praktischen und bildungsmäßigen Bereich“.

Danach folgte Michael Jaeger, Gärtnermeister im Botanischen Garten der Universität Gießen, mit seinem Vortrag „Kultivierungsversuche mit Erdorchideen am Beispiel von Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera) sowie Erfahrungen aus der Wiederansiedlung von Kanten-Lauch (Allium angulosum)“.

Den Stellenwert von Saatgut-Genbanken im Arten- und Biotopschutz legte Annemarie Radkowitsch, Pädagogische Hochschule Karlsruhe, dar und erläuterte in ihrem Vortrag am Beispiel ausgewählter Arten Kriterien für die Durchführung von (Wieder-)Ansiedlungsmaßnahmen.

Abschließend beschrieb Dr. Ralf Omlor, Kustos des Botanischen Gartens der Universität Mainz, die dortige aktuelle Situation und fokussierte dabei auf die erfolgreiche Ex-situ-Kultivierung von Lungen-Enzian (Gentiana pneumonanthe) sowie die erfolgte Wiederansiedlung von ca. 120 Setzlingen auf einer Fläche bei Nackenheim.

Das positive Feedback der Teilnehmer(innen) sowie die seit dem ersten Austausch 2014 stetig wachsenden Teilnehmerzahlen spiegeln nicht nur das starke Interesse an einer solchen Plattform, sondern auch die große Bedeutung eines solchen Informationsaustauschs zwischen Akteuren im Bereich der Renaturierungsökologie im Oberrheingebiet wider.

Close Window