Beschreibung des Hotspots 10: Nördliche Ober­rhein­ebene mit Hardt­platten

nördliche Gebietskulisse des Hotspots 10 (rot)
nördliche Gebietskulisse des Hotspots 10 (rot), (Anklicken vergrößert)

Landschaftsräume: Hardtebenen, Jägersburg-Gernsheimer Wald, Käfertal-Viernheimer Sand und Lampertheimer Sand, Mainz-Ingelheimer Rheinebene,Neckarried, Seeheimer Rinne und Einhäuser Rinne, Nördliche Oberrheinniederung, Pfungstadt-Griesheimer Sand und Griesheimer-Weiterstädter Sand

Fläche (km2): 2286,78

Landkreise: Alzey-Worms, Bad Dürkheim, Baden-Baden, Bergstraße, Darmstadt-Dieburg, Germersheim, Groß-Gerau, Karlsruhe, Ludwigshafen, Mainz, Mainz-Bingen, Mannheim, Neustadt an der Weinstraße, Ortenaukreis, Rastatt, Rheingau-Taunus-Kreis, Rhein-Neckar-Kreis, Speyer, Südliche Weinstraße, Worms

Beschreibung: Die Nördliche Oberrheinebene umfasst die Mäanderzone des Oberrheins sowie große Teile des gesamten Oberrheinischen Tiefelandes. Die Rheinaue wird durch die ehemalige Ausformung durch den mäandrie­renden Rhein mit ausufernden Hochwassern sowie Erosion und Sedimentation durch die Abflussdynamik und natürlichen Nährstoffreichtum geprägt. Sie gliedert sich in die rezente Überflutungsaue sowie die Altaue. In der Überflu­tungsaue existieren durch Hochwasserdynamik noch heute naturnahe Berei­che, Reste von Auwäldern (Weich-, Hartholzaue) mit großer Arten- und Strukturvielfalt und Dynamik sowie einer daran angepassten typischen Tier- und Pflanzenwelt. Im Rheinabschnitt zwischen Bingen und Mainz ist der sogenannte „Inselrhein“ noch natürlichen Abtragungs- und Sedimentationsprozessen unterworfen. Die Altaue umfasst ausgedeichte Bereiche ohne Hochwasserdynamik, aber mit Druckwasser bei Rheinhochwasser, Stillgewässer mit Verlandungszonen, Reste von Niedermooren in den Gestadebuchten, z. T. ausgedehnte Niederungswiesen (Stromtalwiesen) sowie ehemalige Flutrinnen mit Röhrichten.

südliche Gebietskulisse des Hotspots 10 (rot)
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Die Hardtplatten sind gegenüber der Rheinaue deutlich abgesetzt durch das Hochgestade (= alte Rheinufer). Auf den Hardtplatten sind Flugsandflächen und Dünen mit Sandrasen, lockeren Kiefern- und eichenreichen Wäldern mit an Trockenheit angepasster Tier- und Pflanzenwelt zu finden, die sich in Hessen im Jägersburger/Gernsheimer Waldes sowie im Lorscher und Lampertheimer Wald fortsetzen. Hinzu kommen vermoorte alte Flussrinnen der Rhein-Zuflüsse aus dem Pfälzer Wald und dem Schwarzwald in der Hardtebene mit Feucht­wiesen, Röhrichten und Bruchwäldern. Dazu gehören z. B. die Flächen des Neckarriedes in Hessen, die Kinzig-Murg-Rinne in Baden-Württemberg. oder die Bachauen der Haardt­rand­bäche sowie der dort gelegenen Dreiecks­wälder. Im Vorderpfälzer Tiefland sind es zudem die Schwemmfächer von Rehbach, Speyerbach und Modenbach westlich Speyer, der Queich­schwemm­fächer zwischen Landau und Germersheim, die Kling- und Erlen­bach­niederungen zwischen Herxheim bei Landau und Kandel sowie die Otterbach- und Lauter­niederung zwischen Schweig­hofen und Wörth. Kennzeichnend sind einerseits Auenwälder, ande­rerseits Buchen-, Eichen- und Kiefern­wälder mit Magerrasen auf Sandrücken, Schotter­flächen, Feucht- und Nasswiesen sowie zahlreiche verschiedene Gewässertypen (Tümpel, Telmen, Bäche, Altarme, Schluten und Sekundärgewässer). Flugsandfelder und Binnendünen des „Mainzer Sandes“ mit ihren Steppen- und Sandrasen sind von herausragender internationaler Bedeutung. Zahlreiche Pflanzen- und Tierarten der Lebensgemeinschaften trocken-warmen Klimas befinden sich hier an der West- bzw. Nordgrenze ihrer Verbreitung. Häufig stehen die Mainzer Sandrasen sowie die der pfälzischen Rheinniederung in Kontakt mit Kiefern- und Eichen-Kiefern-Dünenwäldern und ihren Säumen. Der Hotspot umfasst damit die gesamte Bandbreite an naturschutzfachlich hochwertigen Lebensräumen von trockenen kiesigen Sanden bis zu den feuchten oder nassen Flussniederungen, die sich in der Regel von Nord nach Süd in der Rheinebene erstrecken. Das Gebiet ist Lebensraum u. a. seltener und gefährdeter Fischarten sowie Brut-, Rast- und Überwinterungsplatz internationaler Bedeutung für Wat- und Wasservögel und wesentlicher Trittstein zwischen den Rastplätzen in Nord- und Süddeutschland.

(Quelle: http://www.biologischevielfalt.de/hotspots_kurzbeschreibungen.html#c90552)


Darstellung und Begründung der Hotspot-Kulisse

Die gesamte Hotspot-Abgrenzung wird als Kulisse verwendet, da der Bereich einheitlich eine hohe Bedeutung für die biologische Vielfalt aufweist und gleichzeitig einem hohen Nutzungsdruck unterliegt durch

  • eine intensive Landwirtschaft (z.B. Spargelanbau unter Folie, Sonderkulturen, Be-wässerungsgemüsebau, Getreideanbau, Maisanbau)
  • einen hohen Freizeitdruck durch angrenzende Ballungszentren (mehrere Mio. poten-tieller Besucher im Umkreis des Hotspots)
  • einen hohen Siedlungsdruck, der eine große Flächeninanspruchnahme und Zer-schneidungseffekte insbesondere durch Verkehrswege bedingt.

Diese Faktoren sind so bestimmend, dass sie die biologische Vielfalt in den naturschutz-würdigen Flächen bedrohen oder bereits stark reduziert haben. Zur Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung einer Kohärenz müssen deshalb alle Teilflächen innerhalb dieser linearen Struktur Oberrhein in die Konzeption einbezogen werden, soweit sie für die Ver-netzung von Lebensräumen bedeutsam sind.

Die Lage des Hotspots inmitten von Ballungszentren birgt auch Chancen. Hier können viele Menschen für das Naturerleben und den Naturschutz erreicht werden.

Für die Maßnahmen müssen wegen der Größe des Gebietes Schwerpunktbereiche auf-grund folgender Kriterien gebildet werden:

  • naturschutzfachliche Kriterien: Schutzbedürftigkeit, sehr hoher aktueller und poten-zieller naturschutzfachlicher Wert der Maßnahmenflächen, zentrale Elemente eines Lebensraum- und Habitatverbundsystems
  • pragmatische Kriterien: Realisierbarkeit, Flächenverfügung, Effizienz, Finanzierung
  • Dauerhaftigkeit der Maßnahmen: Folgepflege und -betreuung auch nach Ende der Förderung durch den NABU, rechtliche Sicherung durch langfristige Verträge, Flä-chenerwerb oder Ausweisung von Schutzgebieten abgestimmt mit der Verwaltung.

Bei der Abgrenzung von Flächen in den jeweiligen Bundesländern wurden folgende Aspekte berücksichtigt:

Rheinland-Pfalz

Aufgrund der starken Präsenz des NABU Rheinland-Pfalz entlang des Oberrheins mit zwei hauptamtlich besetzten Regionalgeschäftsstellen, einem hauptamtlich besetzten Naturschutzzentrum und der Landesgeschäftsstelle sowie dem Vorhandensein von zahlreichen Eigentumsflächen, ist es sinnvoll den gesamten rheinland-pfälzischen Teil des Hotspots zu berücksichtigen. Das starke ehrenamtliche Engagement des NABU im Bereich des Hotspots (ca. 15.000 Mitglieder in den betroffenen Landkreisen) gewährleistet zudem ein verantwortungsvolles Management der Projektflächen über den Förderzeitraum hinaus.

Baden-Württemberg

Der NABU Baden-Württemberg ist im nördlichen Oberrheingebiet mit 18 Gruppen, mit zwei hauptamtlich besetzten Kreisgeschäftsstellen, einer hauptamtlich besetzten Bezirksgeschäftsstelle mit einem hauptamtlichen Pflegetrupp, einem NABU-eigenen Forschungsinstitut in Bühl und dem Naturschutzzentrum Heidelberg sehr gut aufgestellt und kann die Dauerhaftigkeit der Maßnahmen über den Projektzeitraum hinaus gewährleisten. Naturschutzmaßnahmen werden schwerpunktmäßig auf Eigentums- und Pachtflächen durchgeführt, darunter auch eine Fläche des Nationalen Naturerbes (Hirschacker bei Schwetzingen).

Hessen

Hessen hat den geringsten Flächenanteil am Hotspot. Hier werden Maßnahmen durchgeführt, die in Verbindung mit Maßnahmen in den anderen Bundesländern stehen.


Hier kommen Sie zu einer Darstellung der bei Projektbeginn vorhandenen NABU-Gruppen im Projektgebiet.

 

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