NABU-Projekt Lebensader Oberrhein startet länderübergreifend
Pressemitteilung des NABU vom 09.12.2013, Mainz
Der Oberrhein zwischen Bingen und Iffezheim gehört zu den artenreichsten Naturlandschaften in Deutschland. Auf Grundlage einer vom Bundesamt für Naturschutz beauftragten Untersuchung wurde das Gebiet als einer von 30 sogenannten „Hotspots der Artenvielfalt“ im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt in Deutschland ausgewählt.
Auf einer Fläche von ca. 2.200 Quadratkilometer erstrecken sich verschiedenste Landschaftsräume, die das Gebiet charakterisieren. Diese Vielfalt der Lebensräume wird durch den Projekttitel „Lebensader Oberrhein - Naturvielfalt von nass bis trocken“ verdeutlicht.
Der Rhein bietet mit seinen Stillwasserbereichen und den Altarmen überwinternden Wasservögeln einen Lebensraum. An wenigen Stellen sind noch naturnahe Ufer und uferbegleitende Auenwälder zu finden. Grünlandgesellschaften wie Feuchtwiesen, Stromtalwiesen und Wässerwiesen kennzeichnen bestimmte Bereiche des Gebietes.
Am Rand der Aue sind trockene Sandgebiete wie der Hirschacker-Wald oder der Mainzer Sand typisch. Seltene Pflanzenarten konnten hier überdauern. Sie sollen durch das Projekt gefördert werden.
Im Rahmen des sechs Jahre laufenden Projektes stehen Maßnahmen im Vordergrund, durch die typische Tier- und Pflanzenarten und besondere Lebensräume gefördert werden. Das Projekt wird gemeinsam vom NABU Rheinland-Pfalz und vom NABU Baden-Württemberg getragen. Es hat ein Gesamtvolumen von ca. 5 Millionen Euro. Die Kosten werden zu 75% vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und zu 15% von den Umweltministerien in Rheinland-Pfalz und Hessen bzw. vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in Baden-Württemberg getragen.
NABU-Landesvorsitzender Siegfried Schuch aus Rheinland-Pfalz betont den enormen Aufwand von 0,5 Millionen Euro, den der NABU für dieses Projekt aufzubringen hat. Gleichzeitig hebt er die gesamtgesellschaftliche Verantwortung für den Erhalt der Biologischen Vielfalt hervor und die Freude über die zahlreichen Kooperationspartner im Projekt.
Schwerpunkt im Projekt bilden Maßnahmen, bei denen neue Lebensräume für bedrohte Tier- und Pflanzenarten geschaffen werden. Hierbei baut der NABU auf Partnerschaften aus Verwaltung, Wissenschaft und Wirtschaft.
In den rheinland-pfälzischen Rheinauen helfen neue Kleingewässer bedrohten Amphibien. Die langjährige Zusammenarbeit mit der Mainzer Firma Werner & Mertz (Froschreiniger) wird im Projekt vertieft. In enger Zusammenarbeit mit ForstBW werden vor den Toren der Stadt Mannheim alte Sanddünen reaktiviert.
Die Ansiedlung der Sumpfschildkröte in Rheinland-Pfalz, seit Jahren erfolgreich mit dem Kooperationspartner Sea Life Speyer durchgeführt, soll ausgeweitet werden.
Seltene Pflanzenarten der Stromtalwiesen und Sandrasen werden zusammen mit dem Botanischen Garten der Universität Mainz vermehrt. Durch Wiederansiedlung sollen die Bestände in der Natur gestärkt werden.
Bei Gommersheim in der Pfalz werden in Kooperation mit dem Forstamt Pfälzer Rheinaue über 200 Jahre alte Eichen für die Ewigkeit bewahrt.
„Wichtig ist uns die Zusammenarbeit mit den Behörden des Naturschutzes und der Wasserwirtschaft “, betont Siegfried Schuch, NABU-Vorsitzender in Rheinland-Pfalz und nennt als Beispiel die Rheindeiche. Sie dienen dem Hochwasserschutz und erfüllen gleichzeitig als grünes Band auf mehreren Hundert Kilometern wichtige Funktionen bei der Vernetzung von Lebensräumen. Langjährige Praxisuntersuchungen sollen zeigen, wie deren ökologische Funktion verbessert werden kann.
„Die Vernetzung von Lebensräumen sehen wir als einen wichtigen Schwerpunkt des Projektes an“, so Andre Baumann vom NABU. Der Landesvorsitzende aus Baden-Württemberg denkt hierbei zum Beispiel an den Austausch von Pflanzensamen zwischen verschiedenen Gebieten. Schafe von Wanderschäfern haben früher in ihrem Fell Samen von einem Standort zum andern transportiert und so für einen Austausch von Arten gesorgt. Im Projekt wird dieser Austausch durch den Kauf von Viehtransportern gefördert. Eine Datenbank von Sandrasen- und Stromtalwiesenpflanzen soll die Grundlage zur Verbreitung von Samen zwischen Lebensräumen bereitstellen.
Besonderen Wert legt das Projekt auf die Einbeziehung der Bevölkerung im Hotspot. Die intensive Nutzung der Landschaft im Ballungsgebiet gefährdet einerseits viele Tier- und Pflanzenarten. Getreu seinem Motto „Für Mensch und Natur“ will der NABU andererseits die Menschen im Hotspot für den Erhalt der Biologischen Vielfalt begeistern.
Eine Erlebnisausstellung soll in Zusammenarbeit mit dem Naturhistorischen Museum Mainz umgesetzt werden und Klein und Groß begeistern.
Ehrenamtliche werden als Biodiversitätsbotschafterinnen und -botschafter Wissenswertes und Aktionstipps für Naturschutz im Kleinen vermitteln. Durch Infoschilder, moderne Medien und Wanderrouten wird die lokale Bevölkerung über die Schönheit und die Gefährdung des Hotspots informiert werden. Eine regionale Anlaufstelle für die Hotspotregion wird über die Projektlaufzeit hinaus durch den NABU Rheinland Pfalz in der Region geführt werden.
„Wir haben uns ehrgeizige Ziele gesetzt, die wir nur durch die zahlreichen NABU-Aktiven, unsere vielen Mitglieder und engagierte Kooperationspartner umsetzen können“, betonen die NABU-Vorsitzenden Schuch und Baumann unisono.
Kontakt, weitere Informationen:
Robert Egeling, Projektleiter
NABU-Naturschutzzentrum Rheinauen
An den Rheinwiesen 5
55411 Bingen
Tel: 06721-14367
E-Mail: R.Egeling@Lebensader-Oberrhein.de
www.lebensader-oberrhein.de
Foto: v.l.n.r. Dr. André Baumann (Vors. NABU Ba-Wü, Ulrike Höfken (Umweltministerin RLP), Siegfried Schuch (Vors. NABU RLP), Prof. Dr. Beate Jessel (Präsidentin Bundesa für Naturschutz, BfN), Gabriele Fillbrandt (RP, Darmstadt), Gerhard Eppler (Vors. NABU Hessen), Dr. Luise Murmann-Kristen (RP, Karlsruhe), Foto: NABU
Das Foto steht unter Nennung "Foto: NABU" kostenfrei zur Verfügung.
Pressefoto vom 09.12.2013:
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