Aktuelles aus der Vermehrungsstation
Infos aus der Arche
Mit der Aussaat der Warmkeimer wie Weidenblättriger Alant (Inula salicina) und Gelbe Wiesenraute (Thalictrum flavum) geht es jetzt Anfang März mit großen Schritten voran in eine neue Saison in der Pflanzenvermehrungsstation des NABU Rheinland-Pfalz, der Arche Noah für seltene Pflanzen. Ultimativer Startschuss war bereits die Aussaat der Kaltkeimer zu Beginn des Jahres. Zu diesen Arten, deren Samen zur erfolgreichen Keimung das zeitweise Einwirken frostiger Temperaturen benötigen, zählen z.B. die Wiesen-Schwertlilie (Iris spuria) und der Große Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis). Zudem ist unlängst das Pflanzenretter-Projekt angelaufen, in dessen Rahmen ausgewählte Schulklassen das Engagement des NABU unterstützen, indem sie aktiv bei der Aussaat, dem Pikieren sowie der Ansiedlung vier heimischer Stromtalwiesenarten mithelfen.
Erfreuliches gibt es auch zu den Erfolgen in der vergangenen Saison zu berichten: In der Saison 2015 wurden in der Station ca. 3.000 Setzlinge rund 40 verschiedener, teils geschützter Pflanzenarten erfolgreich kultiviert, von denen knapp die Hälfte bereits im Herbst des vergangenen Jahres auf geeigneten Flächen wiederausgewildert wurde. Zudem wurden von 20 dieser Projektarten jeweils bis zu 50 Individuen in Mutterkultur genommen, um zukünftig bequem und rasch an geeignetes Saatgut zu gelangen.
Kartierungen der im Herbst 2014 ausgewilderten Jungpflanzen, die von drei engagierten ehrenamtlichen HelferInnen übernommen wurden, zeigten vielversprechende Erfolge: Auf den relevanten Ansiedlungsflächen sind nahezu alle ausgepflanzten Arten wiederaufzufinden, allerdings gilt es nun abzuwarten, inwieweit sich diese Individuen etablieren und stabile Populationen bilden.
In der aktuellen Saison ist die Auswahl der zur Kultivierung vorgesehenen Pflanzenarten deutlich nachfrageorientierter ausgerichtet. Der Grund: Während in der Arche bislang weitgehend Arten für den rheinhessischen Projektraum zwischen Bingen und Mainz kultiviert wurden, werden nun verstärkt auch Spezies für den hessischen sowie den baden-württembergischen Projektabschnitt vermehrt. So stellte Herr Michael Petersen, Mitarbeiter der Oberen Naturschutzbehörde des Regierungspräsidiums Hessen, reichlich autochthones (gebietseigenes) Saatgut vom Echten Haarstrang (Peucedanum officinale) zur Verfügung. Die gezogenen Setzlinge sollen im kommenden Herbst im hessischen Naturschutzgebiet Bruderlöcher nahe der Gemeinde Riedstadt-Erfelden angesiedelt werden, um die dortige Deichpopulation vom Echten Haarstrang – und damit einhergehend die der Haarstrangwurzeleule (Gortyna borelii), einem vom Aussterben bedrohten Nachtfalter, der auf Vorkommen von Peucedanum officinale angewiesen ist – zu stärken.
Ebenfalls im Auftrag des Regierungspräsidiums Hessen werden für eine Auspflanzung am Rande des FFH-Gebietes Maulbeeraue nahe dem hessischen Biblis-Nordheim planmäßig jeweils 50 Individuen der vier Stromtalwiesenarten Kanten-Lauch (Allium angulosum), Wiesen-Alant (Inula britannica), Echter Haarstrang (Peucedanum officinale) und Langblättriger Ehrenpreis (Veronica longifolia) kultiviert.
Im baden-württembergischen Naturschutzgebiet Hirschacker, gelegen zwischen Mannheim und Schwetzingen, wurde Saatgut von nahezu erloschenen Populationen vom Haar-Pfriemengras (Stipa capillata) sowie vom Ähren-Ehrenpreis (Veronica spicata) sichergestellt und zwecks Vermehrung in der Station bereitgestellt. Also, nichts wie ran an die Aussaatschalen!
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