Biodiversitäts-Tipp des Monats
November 2018 - Vogelschutz im Winter
Wenn ab dem Spätherbst Lebkuchen und Weihnachtsgebäck die Supermarktregale füllen, dann stapeln sich nicht weit davon auch Berge mit Vogelfutter und Meisenknödeln. Die Winterfütterung kommt so sicher wie die schneefreie Zeit um Weihnachten. Die Winterfütterung ist neben dem Aufhängen von Nistkästen wohl die beliebteste Form des Vogelschutzes. An Futterstellen lassen sich die Tiere aus nächster Nähe beobachten. So ist das Füttern nicht nur ein Naturerlebnis, sondern vermittelt zudem Artenkenntnis.
Gleichzeitig sollte man die Vogelfütterung nicht mit effektivem Schutz bedrohter Vogelarten verwechseln, da von ihr fast ausschließlich wenig bedrohte Arten profitieren, die von der Natur so ausgestattet wurden, dass ihre Bestände auch durch kalte Winter nicht dauerhaft reduziert werden. Vogelfütterungen in Städten und Dörfern erreichen selten mehr als 10 bis 15 Vogelarten, nämlich vor allem Meisen, Finken, Rotkehlchen und Amseln. Futterstellen werden also kaum von denjenigen Vögeln genutzt, die Schutz brauchen.
Dort, wo Nahrung für Vögel knapp wird, sollte die Hilfe deshalb bei den Ursachen ansetzen. Wo naturnahe Lebensräume erhalten oder geschaffen werden, lässt sich tatsächlich viel Positives erreichen - von dem nicht nur wenige Arten profitieren. Gartenbesitzer haben es selbst in der Hand, anstelle einer eintönigen Thujahecke und Einheitsrasen lebendige Vielfalt mit einem reichen natürlichen Nahrungsangebot zu schaffen und Unkrautvernichtungsmittel wie auch Schneckenkorn aus ihrem Garten zu verbannen. Auch eine Pflanzaktion mit der örtlichen NABU-Gruppe sorgt nachhaltig für Vielfalt.
Oder wie wäre es mit einem Engagement für unbewirtschaftete Ackerrandstreifen in der Gemeinde? Unterstützen wir Agrarumweltprogramme, die Feldvögeln ein erfolgreiches Brüten möglich machen, die nach der Ernte Stoppelfelder belassen, in denen Vögel sowohl Nahrung als auch Schutz finden, und die den Pestizideinsatz in der Kulturlandschaft endlich verringern! So erhalten wir Vogelbestände als Teil einer intakten Umwelt. Dies ist unser Ziel im Vogelschutz.
Projektbezug
Im Rahmen des Projekts Lebensader Oberrhein erfolgte auch ein Zuschuss zum Erweb der Naturerlebnisfläche „AuenLand“. Außerhalb des angrenzenden Naturschutzgebietes können Jung und Alt so die Biologische Vielfalt am Oberrhein hautnah erleben. Den Anfang machen Blühfläche, eine typische Hecke und ein periodisches Kleingewässer. Und selbstverständlich wird bei allen Anpflanzungen auf heimische Arten geachtet.
Durch Maßnahmen des Projekts werden ganz unterschiedliche Lebensräume gefördert oder auch neu geschaffen. Je nach Lebensraum gibt es unterschiedliche Nahrungsangebote, beispielsweise Insekten oder auch die Früchte und Samen der dort wachsenden Pflanzenarten. In den alten Eichen bei Gommersheim sind dies andere Arten, als in den nassen Wäldern bei Geinsheim oder den trockenen Kiefern, Heide und Sandstandorten. Und jeweils gibt es daran angepasste Vogelarten mit einer speziellen Strategie für den Winter. Manche verlassen als Zugvögel unsere Region in den Wintermonaten, andere suchen Insekten hinter der rauen Rinde alter Bäume und wieder andere picken die Samen vom Boden oder von stehen gebliebenen Stängeln und Büschen. So können durch ganz unterschiedliche Maßnahmen auch völlig verschiedene Arten unserer gefiederten Flugkünstler im Winter unterstützt werden.
Auch externe Partner des Projekts schaffen durch Anpflanzungen mit heimischen Arten Nahrungsangebote im Winter:
Werner & Mertz und NABU begrünen das Firmengelände im Sinne der Nachhaltigkeit
Bienenwiese – Ein Pilotprojekt mit der GAG Ludwigshafen
Straßenbegleitende Naturerlebnisfläche bei Haßloch
Bischweier und Steinmauern: Mehr Natur im Ort
Düne auf dem Firmengelände der VOG-Obstgenossenschaft
GEODIS in Bodenheim: Versickerungsfläche wird zur artenreichen Blühwiese entwickelt
Weitere Informationen auf www.NABU.de:
Ganzjahresfütterung kein Mittel gegen Vogelschwund
Tipps zur Vogelfütterung im Winter