Biodiversitäts-Tipp des Monats
Mai 2019 – Stunde der Gartenvögel
Helfen auch Sie mit, Veränderungen in der Vogelwelt festzustellen.
Woran denken Sie beim Thema Biodiversität? Ist es der gegenwärtig in den Medien publizierte Rückgang der Insekten oder der Vögel? Oder haben Sie die Vielfalt unterschiedlicher Lebensräume mit den ganz spezifisch angepassten Tier- und Pflanzenarten vor Ihrem inneren Auge? Wie entwickeln sich die Bestandszahlen der verschiedenen Arten? Nehmen diese zu oder verlagert sich die Verbreitung, beispielsweise bei einigen Vogelarten? Um solche Veränderungen im Trend erfassen zu können, greift die Forschung im Naturschutz seit einigen Jahren zunehmend auf Erkenntnisse durch „Citizen Science“ zurück.
Citizen Science (Bürgerwissenschaft) ist eine Form der Offenen Wissenschaft, bei der Projekte unter Mithilfe oder komplett von interessierten Laien durchgeführt werden. Sie melden Beobachtungen, führen Messungen durch oder werten Daten aus.
Neu ist die Beteiligung ganz normaler Bürgerinnen und Bürger bei Wissenschaft nicht. Bis zur Spezialisierung der Wissenschaften Ende des 18. Jahrhunderts, dem Aufkommen von technischen Universitäten und der Ausbildung eines modernen Wissenschaftsbetriebs war die Citizen Science sogar die Regel, von Francis Bacon über Isaac Newton und Leibniz bis Benjamin Franklin, Charles Darwin und Karl Marx. Im 19. Jahrhundert entstanden bürgerschaftlich getragene wissenschaftliche Vereine z. B. zur Naturkunde. Die eigenständigen Forschungsverbünde konnten selbstbestimmten Forschungsprogrammen folgen und eine andere Art von Wissen fördern als das an Universitäten gelehrte. Sie boten aber auch eine intellektuelle und institutionelle Basis für die Gründung neuer Universitäten wie z. B. die Universität Frankfurt (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Citizen_Science).
Beispiele aus Deutschland unter Beteiligung des NABU oder vom NABU und seinem bayrischen Partner LBV organisiert sind die „Stunde der Gartenvögel“, „Stunde der Wintervögel“ oder naturgucker.de. Ein weiteres ist das seit 2005 durchgeführte Projekt „Tagfalter-Monitoring Deutschland“ mit etwa 500 Beteiligten oder seit 2018 der „Insektensommer“.
Im Jahresverlauf führt der Naturschutzbund Deutschland (NABU) gemeinsam mit seinem bayerischen Partner Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) zwei große Vogel-zählaktionen durch: Seit 2005 findet Mitte Mai die „Stunde der Gartenvögel“ (SdG) statt, seit 2011 wird sie Anfang Januar durch die Schwesteraktion „Stunde der Wintervögel“ ergänzt. Mit jährlich im Durchschnitt fast 90.000 Teilnehmern und 60.000 Stichproben („Gärten“) im Verlauf eines einzigen Wochenendes ist die „Stunde der Wintervögel“ Deutschlands teilnehmerreichste wissenschaftliche Mitmachaktion. Die „Stunde der Gartenvögel“ steht ihr mit über 50.000 Teilnehmern und über 30.000 Gärten kaum nach.
Stunde der Gartenvögel 2019
Der NABU ruft gemeinsam mit seinem bayerischen Partner Landesbund für Vogelschutz (LBV) vom 10. bis 12. Mai dazu auf, eine Stunde lang die Vögel im Garten oder Park zu zählen. Beobachtungen können noch bis einschließlich 20. Mai online oder auf dem Postweg gemeldet werden.
Hat sich der Dürresommer 2018 auf den Bruterfolg und die Bestände der heimischen Vogelwelt ausgewirkt? Welche Folgen das trockene Vorjahr und das bisher niederschlagsarme Frühjahr hatten, wird die „Stunde der Gartenvögel“ zeigen. Die Auswirkungen werden je nach Lebensweise sicher unterschiedlich sein. So hatten die Haussperlinge 2018 offenbar gute Bruterfolge, weil durch das trockenwarme Wetter keine Jungvögel an Unterkühlung sterben konnten und vergleichsweise viele Insekten zu finden waren. Amsel und Singdrossel, die ihre Nahrung – Schnecken und Würmer – am liebsten im feuchten Boden suchen, hatten dagegen wohl kein gutes Jahr.
So funktioniert die Teilnahme: Jeder kann mitmachen!Zählen Sie eine Stunde lang Vögel - egal ob im Garten, vom Balkon aus, oder im benachbarten Park. Notieren Sie die höchste Anzahl von jeder Art, die Sie gleichzeitig sehen. So werden Vögel, die wegflattern und wiederkommen, nicht doppelt gezählt. Hier finden Sie weitere Informationen.