Biodiversitäts-Tipp des Monats
April 2018 - Torffrei gärtnern
Aktiv für den Moorschutz
Seit 2013 ruft der NABU zur Aktion „Torffrei gärtnern“ auf. Damit appelliert der Verband zum einen an Deutschlands Hobby-Gärtnerinnen und -Gärtner, beim Kauf von Blumenerde auf torfhaltige Angebote zu verzichten. Zum anderen soll die Öffentlichkeit mit der Aktion stärker für das Thema Moorschutz sensibilisiert werden. Denn immer noch wissen viele Menschen nicht, wie wichtig Torf als Bestandteil der kostbaren Moorlandschaften für den Erhalt unserer Natur ist.
Warum Torf ins Moor gehört – Der Wert unserer Moorlandschaften
Moorlandschaften bilden einen wichtigen Lebensraum für viele seltene Tier- und Pflanzenarten. Zum Beispiel die Bekassine, „Vogel des Jahres“ 2013, und der Hochmoor-Bläuling, ein seltener Schmetterling, sind hier zuhause. So zählen unsere Moore zu wichtigen Zentren der heimischen biologischen Vielfalt, die es zu schützen gilt.
Moore sind jedoch nicht nur für die dort lebenden Tiere und Pflanzen von großer Bedeutung, sie leisten auch wichtige Aufgaben im Klima- und Wasserschutz. Die Feuchtlandschaften sind die effektivsten Ökosysteme in der Kohlenstoffspeicherung und-lagerung; sie speichern doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder der Welt. In Deutschland enthält eine 15 Zentimeter mächtige Torfschicht auf gleicher Fläche in etwa gleich viel Kohlenstoff wie ein 100-jähriger Wald.
Daneben funktionieren naturnahe Moore im Wasserhaushalt einer Landschaft wie ein Schwamm: Innerhalb kurzer Zeitspannen, so wie bei Starkregen oder Überflutungen, können sie viel Wasser aufnehmen und geben dieses erst langsam wieder an ihre Umgebung ab. Dadurch tragen sie maßgeblich zum Hochwasserschutz bei. Als Stoffsenke leisten Moore zusätzlich einen wichtigen Beitrag zur Grundwasserneubildung, indem sie wie Wasserfilter als „Nieren der Landschaft“ arbeiten. So tragen intakte Moorlandschaften gleichsam zur Gesundheit der Natur, des Klimas und des Menschen bei.
Unnötig und mit fatalen Auswirkungen: Torf in der Blumenerde
Der fortschreitende Abbau großer Mengen von Torf, auch für Blumenerde der Hobbygärtner, zerstört die wertvollen Ökosysteme – mit gravierenden Folgen: Der Lebensraum für Tiere und Pflanzen verschwindet, die Artenvielfalt wird bedroht. Die beim Abbau freigesetzten Treibhausgase beschleunigen den Klimawandel und der natürliche Wasserspeicher und -filter geht verloren.
Allein in Deutschland werden jedes Jahr ungefähr zehn Millionen Kubikmeter Torf verbraucht. Zwei Drittel davon werden im Erwerbsgartenbau eingesetzt, der Rest bei Hobbygärtnern. So tragen viele Naturliebhaber oft unwissend dazu bei, dass wertvolle Moorlandschaften zerstört werden.
Hier setzt der NABU mit der bundesweiten „Torffrei gärtnern“-Aktion an: Jeder kann etwas für den Arten- und Klimaschutz tun: Ganz einfach durch den Verzicht auf torfhaltige Produkte. Torf gehört ins Moor, nicht ins Gartenbeet!
Was jeder für den Moor- und Klimaschutz tun kann:
- Achten Sie beim Kauf von Blumenerde auf die Aufschrift „ohne Torf“ oder „torffrei“! Aufpassen müssen Sie bei der Aufschrift „Bioerde“, denn hier kann noch ein sehr großer Anteil Torf enthalten sein. Eine gute Alternative sind Erden von regionalen Kompostwerken oder Erdenherstellern.
- Gibt es in Ihrem Baumarkt oder Gartencenter noch keine torffreien Produkte? Dann wird es höchste Zeit: Setzen Sie sich persönlich oder gemeinsam mit einer NABU-Gruppe in Ihrer Nähe bei örtlichen Händlern dafür ein, dass torffreie Produkte ins Sortiment genommen werden! Mittlerweile bieten alle namhaften Hersteller komplett torffreie Produkte an. Die Firma Neudorff beispielsweise vertreibt als einziger Erdenhersteller ausschließlich torffreie Produkte. Auf ihrer Webseite kann man mithilfe einer Postleitzahl-Suche herausfinden, wo sich die nächsten Bezugsquellen für torffreie Erden befinden.
- Holen Sie sich Tipps zum naturnahen Gärtnern, zum Beispiel in unseren kostenlosen NABU-Faltblättern „Bunte Gärten ohne Torf“ und „Gärtnern ohne Gift“, in der NABU-Broschüre „Gartenlust“ (zu bestellen im NABU-Shop) oder unter www.NABU.de/balkonundgarten.
- Wer mehr Hintergründe über die wichtige Bedeutung unserer Moore erfahren möchte, kann die NABU-Broschüre „Schutz und Entwicklung unserer Moore“ (zu bestellen unter www.NABU.de/shop) beziehen oder sich über das Engagement des NABU auf www.NABU.de/Moorschutz informieren.
- Wer eine Fläche kennt, wo torffrei gegärtnert wird, kann diese hier anmelden und das Schild „Hier gärtnern wir ohne Torf“ erhalten. Der Garten wird außerdem auf der oben eingebundenen Google-Maps-Karte „NABU-Aktion ‚Torffrei Gärtnern‘“ platziert und veröffentlicht.
- An Ihrem Infostand können Sie die Plakate „Werden Sie Moor- und Klimaschützer“ und die top aktuelle und sehr informative „Infografik zum Torffreien Gärtnern“ mit Hintergrund-Informationen als A1-Plakat im NABU-Shop bestellen und aufhängen.
- Überzeugen Sie Ihre NABU-Gruppe, Nachbarn, Freunde und Interessierte in einer Kurzpräsentation mithilfe des PDFs „Torffrei gärtnern für den Moor- und Klimaschutz“. Darin sind alle aktuellen Fakten und Vergleiche zum Moor- und Klimaschutz aufbereitet.
NABU und Neudorff starten die Gewinnspiel-Aktion „Dein Topfgarten – torffrei und bunt!“
Um Klima und Natur zu schützen rät der NABU, nur torffreie Blumenerde zu verwenden. Passend dazu startet am 9. April der NABU-Wettbewerb gemeinsam mit Neudorff: „Dein Topfgarten – torffrei und bunt!“. Es gibt 500 Mal ein Paket torffreie Blumenerde zu gewinnen. Wer damit ein Gefäß bepflanzt und ein Foto davon schickt, kann noch einmal gewinnen - und zwar ein Überraschungspaket für den Garten. Einsendeschluss ist der 3. September 2018. Alle Details zum Wettbewerb gibt es auf www.NABU.de/neudorff-wettbewerb.
Schutz von Feuchtgebieten im Projekt „Lebensader Oberrhein - Naturvielfalt von nass bis trocken“
Zahlreiche Maßnahmen im Projekt dienen der Herstellung oder Verbesserung von feuchten Lebensräumen.
Maßnahmen zur Anlage oder Verbesserung von Kleingewässern:
- Anlage von neuen Tümpeln für Amphibien oder andere Tiere und Pflanzen
- Uferfreistellung an Gewässern
- Entschlammung von Gewässern
- Grabensysteme bei Geinsheim
- Waldbereiche bei Neustadt und Haßloch)
Übrigens: In der Pflanzenvermehrungsstation des NABU Rheinland-Pfalz wird selbstverständlich auch vollständig ohne Torf gearbeitet.