Art des Monats
September 2016 - Blindschleiche
Blinzelnder Schneckenvertilger
Die hübsche, metallisch glänzende Blindschleiche (Anguis fragilis) hat es schwer bei uns: Oft wird sie für eine gefährliche Schlange gehalten und getötet. In Wirklichkeit ist die Blindschleiche jedoch ein faszinierendes, lebendiges Beispiel für die Evolutionsgeschichte: Sie ist eine beinlose Echse! Falls das jemand nicht glauben will, es gibt Beweise dafür. Die Blindschleiche kann blinzeln, eine Schlange ist dazu aber nicht in der Lage! Und genau wie die Eidechsen hat die Blindschleiche für Notsituationen einen Trick auf Lager: Wenn sie von einem Raubvogel am Schwanz gepackt wird, wirft sie das Stück Schwanz einfach ab – auch das können nur Eidechsen, Schlangen dagegen nicht. Die Zerbrechlichkeit der Blindschleiche deutet sich bereits in ihrem wissenschaftlichen Gattungsnamen an: Anguis fragilis bedeutet „zerbrechliche Schlange“.
Außerdem müssen Blindschleichen zum Züngeln das Mäulchen öffnen, während Schlangen mit geschlossenen Kiefern züngeln. Ebenso täuscht der Name. Denn blind sind Blindschleichen auch nicht.
Die Blindschleiche ist genügsam und findet sich in fast allen Landschaftstypen zurecht. Zwar bevorzugt sie Heidegebiete, teilentwässerte Hochmoore und sommergrüne Laubwälder; aber sie fühlt sich auch auf Wiesen und Brachen, in Parks und naturnahen Gärten wohl. Man findet sie an Wegrändern und Bahndämmen, unter Hecken und Steinen, im Laub und sogar im Komposthaufen.
Der größte Feind der Blindschleiche ist der Mensch, der ihren Lebensraum mit intensiver Land- und Forstwirtschaft zerstört, ihre Bestände durch das Ausbringen von Pestiziden und Schneckenkorn dezimiert und sie aus Ekel oft einfach zertritt. In mehreren Bundesländern steht die Schleiche inzwischen auf der Vorwarnliste oder gilt als gefährdet. Im Projektgebiet von "Lebensader Oberrhein" ist die Blindschleiche eher in den trockenen Lebensräumen zu finden. Das das Gebiet sehr stark von Siedlungen geprägt und von Verkehrsstrassen zerschnitten ist, die verbleibenden Räume zudem stark landwirtschaftlich genutzt sind, hat es die Blindschleiche im Projektgebiet recht schwer. Häufiger ist sie daher im benachbarten Pfälzerwald oder Odenwald.
Quellen und weitere Informationen: https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/amphibien-und-reptilien/reptilien/11331.html und
https://brandenburg.nabu.de/tiere-und-pflanzen/sonstige-arten/14805.html