Art des Monats
November 2016 - Eichhörnchen
Braune Knopfaugen, buschiger Schwanz, rotes, weiches Fell – Eichhörnchen sind klare Sympathieträger. Jetzt sammelt das europäische Eichhörnchen (Sciurus vulgaris) Vorräte für den Winter. Nüsse und Samen werden unter Baumwurzeln oder im Boden vergraben. Um zu überleben sind die quirligen Nagetiere während der Winterruhe auf die angelegten Vorräte angewiesen. In Europa und Asien sind sie die einzigen Vertreter der sogenannten Baumhörnchen. Doch die Frage ist: wie lange noch? Die niedlichen Nager bekommen nämlich Konkurrenz.. Und dies stellt keineswegs eine Bereicherung der Artenvielfalt dar.
Das Projekt „Lebensader Oberrhein - Naturvielfalt von nass bis trocken“ hat unter anderem die Aufgabe die Artenvielfalt im Projektgebiet von „Lebensader Oberrhein“an die dort lebende Bevölkerung zu vermitteln. Das Gebiet gehört zu den 30 Lebensraum- und Artenreichsten Regionen in Deutschland.
Doch was hat das nun mit unserem Eichhörnchen zu tun? Nicht nur Eichhörnchen, auch andere Mitglieder der Hörnchen-Familie sind bei vielen Menschen sehr beliebt und werden auf der ganzen Welt immer wieder außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes ausgesetzt: Grauhörnchen, Streifenhörnchen, ... Bereits 1876 wurde in Westengland das erste Grauhörnchen-Paar freigelassen - mit der Folge, dass diese die zuvor in England vorhandenen Eichhörnchen fas vollständig verdrängt haben. Heute kommen Eichhörnchen in England nur noch in isolierten Restbeständen vor und die schottischen Vorkommen gelten als gefährdet. Die Tiere verschwinden sowohl aus der Landschaft als auch aus den Köpfen: Inzwischen denken die meisten Briten bei „Eichhörnchen“ an ein graues Tier.
Grauhörnchen sind im Vergleich zu Eichhörnchen robuster, stärker. Zudem haben sie in Laub- und Mischwäldern deutliche ökologische Vorteile gegenüber den Eichhörnchen, die eigentlich eine klassische Nadelwald-Art sind. Ein weiterer wichtiger Grund: Auch 135 Jahre nach ihrer Einbürgerung tragen Grauhörnchen Krankheitserreger aus ihrer alten Heimat noch in sich. Sie selbst erkranken nicht, aber für Eichhörnchen ist vor allem das Squirrelpox-Virus lebensgefährlich. Vielerorts sind diese Viren die Hauptursache, dass Eichhörnchen rapide verschwinden.
Das Freilassen von gebietsfremden Arten stellt also in diesem Fall, wie meistens auch bei anderen Arten, keine Bereicherung der Artenvielfalt dar. Daher ist das Freilassen oder Ausbringen fremder Arten bei uns streng verboten und wird mit teilwesie hohen Bussgeldern bestraft. Dies gilt nicht nur für gebietsfremde Tiere (Neozooen), sondern insbesondere auch für fremdländigsche Pflanzen. Diese "invasiven Neophyten" können heimische Pflanzen verdrängen, Krankheiten auslösen oder wirtschaftliche Schäden verursachen. Einige Beispiele sind: Bisamrattte, Grauhörnchen, Marderhund, Nutria, Waschbär, Wollhandkrabbe, Kamberkrebs, Signalkrebs, Kanadische Goldrute, Beifußblättrige Ambrosie, Japan-Knöterich, ...
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