Art des Monats

Juli 2016 - Ringelnatter

Auch die Ringelnatter (natrix natrix) hat von den hohen Wasserständen in den Tümpeln des Projektgebiets von „Lebensader Oberrhein“ profitiert. Der viele Regen im Frühjahr und Sommer hat neben den gut gefüllten Gewässern auch die Pflanzen üppig wachsen lassen und bietet dadurch den scheuen Tieren gute Möglichkeiten zu Verstecken und zur Jagd am Gewässer. Viele Amphibien gehören zu den Leibspeisen der beiden im Projektgebiet vorkommenden Unterarten.

Am Hinterkopf befinden sich zwei gelbe bis orange, halbmondförmige Flecken. Auf der meist grauen, teilweise auch bräunlichen oder grünlichen Oberseite befinden sich oftmals Reihen kleiner schwarzer Flecken. Die in Südwestdeutschland lebende, eigene Art Natrix natrix helvetica (Barren-Ringelnatter, Neue Schlangen hat das Land auf NABU.de) weist an den Körperseiten je eine Reihe quer gestellter Flecke („Barren“) auf. Ihre Nackenflecken sind oft blasser als bei der im übrigen Deutschland zu findenden Nominatform Natrix natrix natrix, bei der die Flecken keine Barren, sondern eher rund sind. Die Nominatform (Natrix n. natrix) kommt im Projektgebiet östlich des Rheins vor (Hessen und Baden-Württemberg), wogegen die Barren-Ringelnatter (Natrix n. helvetica) im Projektgebiet westlich des Rheins verbreitet ist.

Die elegante Schlange ist völlig harmlos und scheu und in Deutschland durch das Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt. Die Ringelnatter darf daher nicht belästigt, gefangen oder gar getötet werden.


Feuchte Vielfalt gesucht

Ringelnattern sind insbesondere in Feuchtgebieten und ihrer Umgebung zuhause. Hier leben sie sowohl an eher langsam fließenden Gewässern als auch an Seen und Teichen, in Sümpfen, Feuchtwiesen und anderen Gebieten mit gutem Beuteangebot. Neben Jagdgründen benötigen sie gut geschützte Sonnenplätze, trockene Winterquartiere und Möglichkeiten zur Eiablage. Die anmutigen Ringelnattern sind für den Menschen vollkommen ungefährlich und pflegen auch untereinander einen friedfertigen Umgang.

Diese verschiedenen Ansprüche werden insbesondere in vielfältig und kleinteilig strukturierten Landschaften erfüllt. Diese Biotop-Mosaike können aus einem Gewässer mit Schilfgürtel, Grünland, mit Hecken gesäumten Wegrändern und einem Wald oder auch einer strukturreichen Graben-Landschaft bestehen.

Bei den Wanderungen zwischen den verschiedenen Teillebensräumen werden viele Ringelnattern Opfer des Straßenverkehrs. Ihre Lebensräume werden jedoch nicht nur zerschnitten, sondern auch unmittelbar zerstört. Dies geschieht beispielsweise durch den Bau von Siedlungen und Verkehrswegen, Flurbereinigungen, den Ausbau von Gewässern und den Umbruch von Grünland zu Ackerland. Schon der Verlust eines Eiablageplatzes oder eines Winterquartiers kann einen ganzen Bestand vernichten.
Schutz für einen Glücksbringer

Die wichtigste Maßnahme zum Schutz der Ringelnatter besteht in der Erhaltung und Wiederherstellung möglichst ungestörter und unzerschnittener Lebensräume inklusive nahrungsreicher Gewässer. Vielfältige Kleinstrukturen, die Verstecke, Aufwärmungs- oder Abkühlungsmöglichkeiten bieten, sollten ebenso vorhanden sein wie nicht oder nur extensiv genutzte Flächen. Vegetationsmosaike können durch Pflegemaßnahmen erhalten und entwickelt werden; mitunter kann die gezielte Schaffung von Eiablageplätzen oder Winterquartieren sinnvoll sein.

Die Lebensräume der Ringelnatter dienen zahlreichen weiteren gefährdeten Arten als Heimstatt. Auch der Mensch profitiert möglicherweise nicht nur durch die Erhaltung schöner Landschaften von Maßnahmen zum Schutz dieser Schlange: Nach altem Volksglauben sollen Ringelnattern, die in der Nähe des Menschen leben, kleine Kinder bewachen, Haus und Vieh schützen und ganz allgemein Glück und Segen bringen.

Quelle in Auszügen:
Ina Blanke, Artenporträt Ringelnatter auf NABU.de (https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/amphibien-und-reptilien/reptilien/04985.html)
„Neue Schlangen hat das Land — Barren-Ringelnatter als eigene Art beschrieben“ auf NABU.de (https://www.nabu.de/news/2017/08/22890.html)

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