Art des Monats

August 2015 - Besenheide

Besenheide (Foto: J. Reincke - NABU)
Besenheide (Foto: J. Reincke - NABU)

Im August und September ist die Besenheide (Calluna vulgaris) die prägende Art der Heide- und Sandmagerrasenflächen. Wie der deutsche Name kommt auch der Gattungsname Calluna vom griechischen Wort kallyno für „ich reinige, fege“. Die Besenheide blüht vom Spätsommer bis Herbst weiß und rosa bis purpurn. Die Blühreife beginnt mit vier Jahren. Die Blüte wird von zahlreichen Insekten besucht, die sie dabei bestäuben.

In den Heide- und Sandmagerrasen-Gesellschaften finden sich viele Pflanzenarten, die auf kalk- und stickstoffarme, saure Bodenverhältnisse angewiesen sind und die gleichzeitig einen hohen Lichtbedarf aufweisen. Solche Flächen sind im Projektgebiet „Lebensader Oberrhein“ und überhaupt in den beteiligten Bundesländern Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen selten geworden. Die meisten Flächen gehören zu den geschützten FFH-Lebensraumtypen (Die Lebensraumtypen und Arten (Schutzobjekte) der FFH- und Vogelschutzrichtlinie), beispielweise zu 23xx (Dünen im Binnenland), 4030 (Europäische trockene Heiden), 6120 (Trockene, kalkreiche Sandrasen). Bestehen konnten sie auf kargen, beweideten Böden und besonders auf militärisch genutzten Flächen haben sie sich gehalten bzw. neu entwickelt.

In Rheinland-Pfalz gibt es im Projektgebiet diese Lebensräume in den Sandgebieten des Mainzer Beckens und im Gebiet des Sandschwämmfächers des Speyerbaches bei Dudenhofen. Größere, geeignete Gebiete gibt es auf den Hardtplatten in Baden-Württemberg und Hessen, doch auch hier fehlt inzwischen die Beweidung mit Ziegen und Schafen zur Offenhaltung und zur Verbreitung der Samen.

Ursachen für die Seltenheit sind einerseits die Konkurrenz durch die Landwirtschaft, insbesondere jedoch auf landwirtschaftlich nicht rentablen, trockenen Sandböden die Konkurrenz durch Verbuschung oder Bewaldung. Viele der Flächen mit geeigneten Bodenverhältnissen sind durch den Rückgang der Schafbeweidung inzwischen nahezu vollständig mit von Kiefern geprägtem Wald bedeckt und bieten so den Arten der Sandheideflächen nicht mehr ausreichend Licht. Auch das Einbringen von Nährstoffen wie Dünger, aber auch Hundekot beim Spazierengehen mit den „vierbeinigen Freunden“, kann gravierende und dauerhafte Zerstörung und Verdrängung der bei uns seltenen Arten bewirken.

Die auffälligste Art innerhalb der trockenen Heideflächen ist die rosa-blühende Besenheide (Calluna vulgaris). Im Frühjahr leuchten häufig die gelben Blüten des Heide-Ginsters (Genista pilosa) und des Deutschen Ginsters (Genista germanica). Das Silbergras (Corynephorus canescens) besitzt ein tiefes Wurzelsystem, durch das es auf den oberflächlich meist sehr trockenen Standorten existieren kann, und wird daher auch zur Verfestigung von Sanddünen der Küstenregionen eingesetzt. Zu den charakteristischen Tierarten trockener Heiden und Sandmagerrasen gehört die Zauneidechse (Lacerta agilis), eine Reptilienart, die sich vor allem in gebüschbestandenen Randbereichen und auf stärker strukturierten Flächen wohlfühlt und den lockeren, sich im Sommer stark aufheizenden Sandboden für die Eiablage und die Entwicklung der Jungtiere nutzt. Auf die lückig bewachsenen, sich rasch erwärmenden Standorte sind auch einige Heuschrecken-Arten wie Blauflüglige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens), Gefleckte Keulenschrecke (Myrmeleotettix maculatus), Warzenbeißer (Decticus verrucivorus) oder die Feldgrille (Gryllus campestris) angewiesen. Zahlreiche Wildbienen-, Grabwespen- und Wegwespenarten, z.B. Sandbienen (Andrena spp.), Hosenbiene (Dasypoda hirtipes), Sandwespen (Ammophila spp.) oder auch Käfer, z.B. Sandlaufkäfer (Cicindela spp.) und andere Laufkäfer kommen nur hier vor. Auch für bedrohte Vogelarten, wie die stark gefährdete Heidelerche (Lullula arborea), den Ziegenmelker (Caprimulgus europaeus) und den Baumpieper (Anthus trivialis), stellen trockene Heide und Sandmagerrasenflächen als halboffene Landschaften unersetzbare Lebensräume dar.

Das Projekt „Lebensader Oberrhein - Naturvielfalt von nass bis trocken“ setzt sich für die Wiederherstellung und den Schutz dieser besonderen Lebensräume ein. Beispielsweise schaffen wir durch die Rodung von Kiefern auf geeigneten Sandflächen und das Abschieben der dünnen Humusschicht an geeigneten Standorten wieder offene Sandflächen oder Sanddünen.

Weitere Informationen finden Sie auf unserer Homepage im Bereich Trockenlebensräume.

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