Art des Monats

April 2016 - Haar-Pfriemengras

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Das Haar-Pfriemengras (Stipa capillata L.), auch Büschel-Federgras oder Büschel-Haargras genannt, ist eine krautige Pflanze aus der Familie der horstbildenden Süßgräser. Im März wurde es in der NABU-Pflanzenvermehrungsstation „Arche Noah für seltene Pflanzen“ ausgesät und nun, im April, erwarten wir das Aufkeimen der in Deutschland als gefährdet eingestuften Pflanze. Diese werden dann, in Absprache mit den Naturschutzbehörden, von Mitarbeitern des Projekts „Lebensader Oberrhein - Naturvielfalt von nass bis trocken“ an geeigneten Standorten zur weiteren natürlichen Vermehrung ausgepflanzt.

Bestimmungsmerkmale
Es erreicht eine Wuchshöhe von 40-80 cm. Die Halme sind kahl und glatt, nur unterhalb der Knoten (Nodien) bisweilen flaumig behaart. Wie viele andere Gräser bildet auch das Haar-Pfriemengras Horste, bei denen viele Triebe einer Pflanze eng aneinander stehen. Diese Verzweigungen gehören zur gleichen Pflanze. Die wechselständigen Laubblätter sind meist gefaltet, glatt bis rau bis kurz behaart. In der Blütezeit von Juli bis August bilden sich armblütige Rispen mit einblütigen, silbrig-weißen Ährchen aus. Auffällig sind die bis zu 20 cm langen Grannen, die mittels einer durch Wasseraufnahme initiierten Drehbewegung das „Einbohren“ der Früchte („Bohrfrüchte“) in den Boden herbeiführen.

Vorkommen & Gefährdung

Haar-Pfriemengras ist ein kontinentales Florenelement, das scherpunktmäßig im Mittelmeergebiet und in Westasien vorkommt; das gesamte Verbreitungsareal erstreckt sich über Südwest-, Mittel- und Osteuropa bis nach Vorder- und Mittelasien. Stipa capillata ist ein typischer Vertreter jener Steppenpflanzen, die sich nach dem Ende der letzten Eiszeit vor ca. 10.000 Jahren aus Südosteuropa und Westasien kommend bis weit nach Mitteleuropa ausbreiteten, bevor sie durch die zunehmende Bewaldung weitestgehend aus Mitteleuropa verdrängt wurden. Nur an wenigen trockenwarmen Standorten konnten diese Arten reliktartig überdauern. In Deutschland bildet das Oberrheingebiet die Westgrenze des heutigen Verbreitungsareals. Entlang des Oberrheins besiedelt das Haar-Pfriemengras bevorzugt (Halb-)Trockenrasen mit basenreichen, stickstoffarmen Böden und ist unter anderem im Naturschutzgebiet Mainzer Sand anzutreffen. Der für diesen Bodentyp typischen starken Oberflächen­austrocknung in den Sommermonaten begegnet das Haar-Pfriemengras mit der Ausbildung einer Pfahlwurzel.

Der Bestand von Stipa capillata ist in ganz Mitteleuropa im Rückgang begriffen, in Deutschland ist diese Art als gefährdet eingestuft: Die Aufforstung von Magerrasen, die Umwandlung von Grün- in Ackerland, die Verdrängung durch nichtheimische Arten (Neophyten) sowie die gewerbsmäßige Sammlung zur Verwendung in der Trockenfloristik haben stellenweise zur nahezu vollständigen Ausrottung dieser Art geführt. Mittlerweile ist das Haar-Pfriemengras gemäß Bundes­artenschutz­verordnung besonders geschützt (floraweb.de, de.wikipedia.org).

Eine nahezu erloschene Population von Stipa capillata im baden-württembergischen Naturschutzgebiet Hirschacker, gelegen zwischen Mannheim und Schwetzingen, soll im Rahmen des Lebensader-Oberrhein-Projekts mittels Setzlingen aus der NABU-Pflanzenvermehrungsstation „Arche Noah für seltene Pflanzen“ gestützt werden. Zu diesem Zweck wurde bereits im vergangenen Herbst gebietseigenes Saatgut gesammelt, das nun in der Station ausgesät wurde und von dem im April die Keimlinge zu erwarten sind.

Quelle: Wikipedia.org, floraweb.de

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